Holz-Beton-Verbundbauweise vereint die Vorzüge beider Baustoffe in sich
Auf den ersten Blick sieht man nur Holz, aber im Inneren ist auch Beton verbaut: Das erste achtgeschössige Holzhochhaus Tübingens, das im September 2022 sein Richtfest feierte, ist in einer Hybridbauweise aus Holz und Stahlbeton errichtet worden. Was dabei auffällt: Das „Skelett“ des 29 Meter hohen Aufzugturms besteht ganz aus Betonfertigteilen und die Decken des Neubaus sind in einer Holz-Beton-Verbundbauweise gefertigt und vereinen dadurch die Vorzüge beider Baustoffe in sich.
„Der Vorteil von Holz ist, dass es große Zugkräfte aufnehmen kann, aber nur wenig Druck. Bei Beton ist es genau umgekehrt. Daher ergänzen sich beide Werkstoffe perfekt“, erklärt Beton Kemmler-Geschäftsführer Martin Heimrich. Kombibauwerke aus Holz und Beton, wie das aufgrund seiner Fassadenbegrünung als „Grüner Turm“ bezeichnete Tübinger Geschäftshaus, sind im Kommen. „Aktuell stellen sie für uns noch eine Nische dar, aber mit Zukunftspotenzial“, betont Jürgen Freyer.
Reine Holzhäuser könne man ohne Betonbeteiligung nur bis zu einer geringen Höhe von wenigen Stockwerken sicher bauen, so der Abteilungsleiter Hochbau bei Beton Kemmler weiter. Erst durch eine Bauweise mit Betonkomponenten konnte mit dem „Grünen Turm“ in Tübingen ein neuer Höhenrekord für Holzbauten in der Region aufgestellt werden. Nicht zuletzt sorge Beton für einen sehr guten Brand- und Schallschutz, wie es von Holz nicht erreicht werden kann, so Freyer. Auch optisch wirke die Holz-Beton-Verbundbauweise sehr ansprechend.
Für die Projektentwickler des „Grünen Turms“ und Inhaber der Tübinger Firma Meleo, Volker Prichystal und Steffen Schwab, ist das Haus in die Zukunft gedacht. Neuland hat mit dem Bauprojekt auch Beton Kemmler betreten. Um die recht dünnen Deckenelemente aus Beton mit den darunterliegenden Holzbalken schräg verschrauben zu können, wurde eine ganz spezielle Verbindungskonstruktion eingesetzt. Hierbei wurden die Schrauben durch im Beton verbaute Kunststoffröhren hindurchgeschoben, ehe sie sich mit ihren Spitzen ins Holz versenken konnten.
Beton Kemmler hat für den Rohbau des „Grünen Turms“ alle Betonfertigteile ins Tübinger Industriegebiet „Unterer Wert“ angeliefert. Rund ein Drittel davon ging auf das Konto der Holz-Beton-Verbunddecke mit insgesamt knapp 2.000 Quadratmetern massiven Betonelementen. Dazu steuerte Baden-Württembergs Schrittmacher beim Bauen mit industriell vorgefertigten Elementen aus Beton weitere gut 1.000 Quadratmeter Plattendecken, knapp 1.500 Quadratmeter Doppelwandelemente sowie 18 Treppen zum Holzhochhaus bei.
Den beiden Brüder Prichystal und Schwab, mit denen Beton Kemmler schon seit Längerem erfolgreich zusammenarbeitet, lagen bei der Konzeption des „Grünen Turms“ die Umweltfreundlichkeit und die Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Doch auch das Design und die Funktionalität sollten nicht zu kurz kommen. Durch eine Kombination von Holz, Stahlbeton und viel Glas entstanden repräsentative, helle Räume. Nicht zuletzt wird die Fassade des fertigen Baus noch eine Bepflanzung erhalten.
Die immergrünen Rankgewächse zur Beschattung werden nicht nur schön aussehen. Sie werden auch jede Menge Vorteile für das Mikroklima mit sich bringen, denn der fertige „Grüne Turm“ wird wie eine natürliche Luftreinigungs- und Klimaanlage wirken, Sauerstoff produzieren und Kohlenstoff sowie Luftschadstoffe binden – und darüber hinaus auch Lebensraum für viele Insekten, Vögel und Kleintiere mitten in der Stadt sein.
Die Planungen für das aktuelle Projekt reichen anderthalb Jahre zurück. „Wir waren von Anfang an offen für dieses nicht alltägliche Gebäude“, betont Beton Kemmler-Geschäftsführer Heimrich. Hochbau-Abteilungsleiter Freyer ergänzt: „Das bei diesem Bau erworbene Wissen werden wir in Zukunftsicher noch mehrfach einsetzen können.“ Beton Kemmler, das seinen Firmensitz in Tübingen-Hirschau hat, ist erklärter Spezialist für Betonfertigteile und Innovationsführer in diesem Bereich.